Die Schattenseiten der Chemo

Dieses Wochenende hatte ich mir so vieles vorgenommen. Eigentlich wollte ich mit einen lieben, krebskranken Freund Günther nach Coburg aufs Sambafestival fahren.

Günther hat Magenkrebs mit Metastasen in der Lunge und Leber. Leider sieht es bei ihm gar nicht gut aus. Es gibt für ihn nur noch eine einzige Chemotherapie. Das ist die letzte Option, die er hat. Alle anderen schulmedizinischen Therapien schlagen nicht mehr an. Er hat mit der Chemo begonnen, obwohl ihn die vorherigen Therapien schon total fertig gemacht haben. Leider geht es ihm total schlecht damit. Er hat sehr starke Nebenwirkungen und ist die letzten Monate kaum noch aus dem Haus gegangen. Darum dachte ich mir, er muss auf jeden Fall mal was schönes erleben, damit er nicht noch depressiver wird. Ich plante also, mit ihm wenigstens für nen Tag nach Coburg zu fahren.

Zwei Tage vor unserem geplanten Trip setzte er also die Chemo ab, weil er wusste, dass es ihm sonst zu schlecht gehen würde, um das Festival genießen zu können. Er freute sich total auf das Event. Einen Abend zuvor hatte ich noch mit ihm telefoniert und es ging ihm einigermaßen gut.

Doch die darauffolgende Nacht war schrecklich für ihn. Er hatte mal wieder Schmerzen ohne Ende und verbrachte die halbe Nacht auf der Toilette. Darum fiel unser Trip leider ins Wasser.

Er hat die Chemo jetzt komplett abgesetzt. Er will nicht mehr. Er kämpft seit über fünf Jahren und hat seine Frau bereits an Magenkrebs verloren. Er will endlich wieder etwas Lebensqualität, anstatt sich ständig nur herumzuquälen.

Ja, dieser Kack-Krebs ist nicht lustig. Es ist schwer, etwas zu planen, wenn man Krebs hat, weil der gesundheitliche Zustand oft sehr schwankend ist. Ich kenne das alles. Habe ja selbst schon so einiges hinter mir. Ich hoffe, dass wir es noch hinbekommen, mal irgendetwas zu unternehmen, an das er sich gerne erinnert. Er will am liebsten nochmal auf ein Rockkonzert. Er ist nicht mehr der Jüngste und ziemlich krank, aber ich denke, das bekommen wir hin.

Mein Wochenende war trotzdem schön! Samstag war ich mit dem Fahrrad am See, das war wie immer super und heute war ich mit der Familie lecker essen. Man muss nicht immer weit weg fahren, um es sich gut gehen zu lassen.

Und mit Günther hab ich noch einiges vor..

Wenn alles gut läuft, werd ich mit ihm für ne Woche nach Ungarn fahren.

Ich will nicht überleben. Ich will leben und das bis zum letzten Atemzug.

#brustkrebs #magenkrebs #metastisierterkrebs #krebskrankeontour #dieschattenseitenderchemo

2 Kommentare zu „Die Schattenseiten der Chemo

  1. Die Krankheit und die Therapie lehren (Euch) etwas, das jeder beherzigen sollte – es auszukosten, zu erleben, so lange es geht. Es kann auch für die vermeintlich Gesunden, die … sorry für den doofen Begriff … vermeintlich nicht Angezählten jederzeit vorbei oder drastisch weniger Zeit und Möglichkeit geben, sich die Dinge zu erfüllen, die man möchte.

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